Am ersten Juli-Wochenende, Samstag nachmittag oder am Sonntag, so genau weiss ich es nicht, gings los. Rechtes Auge, im Sichtfeld unten links. So komische Schlieren, Kopf nach unten oder schütteln, dann hab ich wieder ganz normal gesehen.
Am Montag früh unten links im Eck ein kleiner schwarzer Fleck, wie wenn sich was Kreisförmiges vors Auge schiebt. Uiuiui – ab zum Augenarzt. Der schaut kurz rein – und überweist sofort in die Uni Klinik, Notoperation, Netzhautablösung.

Dort angekommen, hab ich erstmal im falschen Wartebereich zwei Stunden verbracht. Die Diagnose wurde bestätigt, die Netzhaut war schon so weit abgelöst, dass man das Auge nicht mehr richtig vermessen konnte – weils schon so weit runter hängt. In der zwischenzeit ist der Halbkreis viel weiter gewandert und verdeckt etwa ein Drittel des Sichtfeldes des rechts Auges – jetzt krieg ich aber richtig Angst. Was passiert da grade? Werd ich blind? Hab ich durch mein Verhalten, Ernährung, Stress, sonstwas, dazu beigetragen? Zefix, Hilfe!

Einzug ins Krankenzimmer. Da kommt gleichzeitig mit mir noch einer, der hat sich bei der Reparatur seines landwirtschaftlichen Geräts ein Kugellager ins linke Auge integriert. Fast. Da gehts mir ja noch fast gut. Narkosegepräch, Vorbereitung zur OP, Strümpfe, OP-Hemderl, nicht mehr essen, Medikamente etc. Angeblich werd ich gegen 10:00 Uhr am nächsten Tag operiert.
Es wurde nix um 10, um 11, 12, 13, 14, 15 Uhr – um 15:45 dann die Nachricht, dass es so viele Not-Notfälle gibt, dass ich erst am nächsten Tag drankomme. Das Sichtfeld ist mittlerweile zu drei vierteln schwarz, eieiei, was für ein Gefühl. Ablenkung durch ein späteres Mittagessen …

Am Mittwoch früh vielleicht noch 10% des Sichtfelds hell, 90% schwarz.

Um 7:00 kommt eine Pflegerin mit der Nachricht, dass ich jetzt dann gleich geholt werde. Von da an geht alles wie am Schnürchen: nochmal die Abfragen zur Narkose. Test, ob die Nadel im Arm auch noch durchgeht. Geht’s gut? Naja, plötzlich müde – und schon wieder wach, Auge ist zugeklebt. Natürlich frage ich sofort im Aufwachraum, ob alles geklappt hat. Alle sagen, die Operation ist erwartungsgemäss verkaufen. Was das heisst? Schauen wir nachmittag.
Nach ein paar Stunden zur Ärztin. Runter mit dem Verband. Bitte Auge aufmachen – „werd ich wieder normal sehen, wenn ich aufmache?“ – „Die OP ist normal verlaufen, wie gut sie wieder sehen, wissen wir noch nicht.! – „…dann mach ich auch das Auge nicht auf, wenn ich nicht garantiert wieder sehe …“. “ eine 100% Garantie gibts bei so einer OP nicht …“ Das hat schon einige Minuten gedauert, bis die mich überzeugt hatten, dass sowieso nix übrig bleibt. Das Gefühl, als es hell wurde – wow.
Es wurde auch gleich, weil ich ja über 50 Jahre alt bin, eine neue (Kunst)Linse eingebaut – aus Texas, mit UV- und Blau-Filter. Na, dann bin ich ja gerüstet.
Ich sehe immer noch unscharf auf dem Auge. Liegt aber auch daran, dass der Glaskörper teilweise entfernt und das Auge mit Gas „aufgepumpt“ wurde – ich darf jetzt nicht fliegen oder so, hatte ich auch ganz bestimmt nicht vor.

Das Sichtfeld ist ungefähr so, als ob ich mit einer Taucherbrille halb unter Wasser bin, Unten schwappt was, oben seh ich so einigermassen. Der Augenarzt sagt, das wird wieder – wie scharf oder gut ich genau sehen werde, kann man erst nach einigen Wochen oder sogar noch längerer Gewöhnungszeit sagen. Es wird täglich besser, klarer, das Gas weicht.

Was soll ich sagen? DANKE!!!
Danke an meine Frau, meine Kinder, meine Freunde, die mir beigestanden haben. DANKE an die Uniklinik, ans Ärzteteam, an die Entwickler dieser Technik zur Augenoperation – eine Generation früher wäre man einfach blind geworden. Unser Gesundheitsystem hat – für mich – perfekt funktioniert. Man muss da nicht darüber nachdenken, ob man sich so einen Eingriff leisten kann, es wird einfach so gemacht. Ich seh wieder was. A bissl Glück brauchst, zur richtigen Zeit und am richtigen Ort zu leben. Auch, wennst dann in der Oberpfalz wiederhergestellt wirst, aber mei, nobody is totally perfect 🙂
