Seit März 2022 ist es irgendwie schwer. Ich wollte das bisher nicht wahrhaben, aber jetzt kann ich es nicht mehr einfach wegschieben.
Bisher habe ich gemeint, das, was alle „Krise“ nennen, geht vorbei, wie alle wirklich problematischen Situationen bisher in meinem Leben. Gut, alle hab ich auch nicht bewusst oder auch nur zeitnah mitbekommen. So wie z.B. den Oberst der sowjetischen Armee Stanislaw Petrow, der 1983 für ein paar Minuten das Schicksal der Welt in seiner Hand hatte und dann beschlossen hat, dass es sich bei der Atom-Angriffswarnung vor ihm um einen Fehlalarm handelte.
Aber jetzt gibts einen echten Krieg, gar nicht mal so weit weg – und der hat auch Auswirkungen, direkt und indirekt, und sogar vermutlich langfristig.
Ganz konkret hab ich es in über 35 Jahren Autohandlerei noch nicht erlebt, dass die Preise für ein und denselben Gebrauchtwagen innerhalb kurzer Zeit um 10, 20 und mehr Prozent steigen! Das kann nicht auf Dauer sein, war meine Meinung bis vor Kurzem. Der Markt wirds richten, die Preise fallen wieder und die Nachlässe erreichen bald wieder das gewohnte Niveau der letzten Jahre. Eben nicht!! Eher wird das noch viel teurer!
Jetzt muss jeder schauen, wo er bleibt.
Am meisten Erfolg hatte ich bisher im Leben damit, mich an die konfuzianische Weisheit zu halten: „Zwinge niemals anderen auf, was du nicht für dich selbst wählen würdest.“ Wenn man von irgendwas überzeugt ist und es selber auch so macht, dann kann man das auch anderen Leuten nahebringen. Gut, es ist jetzt noch nicht so weit, dass ich ein Auto verkaufen möchte, das ich nicht leiden kann. Aber halt schon was anbieten, von dem ich überzeugt bin, dass es sinnvollere und bessere Alternativen gäbe. Beim Verkauf von Autos wie auch bei Reparaturen, die sich eigentlich gar nicht lohnen.
Aber hat Konfuzius jemals eine Inflation erlebt, gab es sowas immer schon? Es verschieben sich derzeit ganz viele Werte und Wert-Empfindungen. Für den einen ist das größte Problem, dass er nicht weiß, wie hoch seine Heizungsrechnung im kommenden Winter sein wird und wie er die bezahlen kann. Für den anderen ist schlimm, dass sein Geld auf der Bank in der letzten Zeit immer mehr an Kaufkraft verlor – erst wegen der nicht mehr vorhandenen Verzinsung, jetzt wegen der in allen Bereichen des Lebens vorherrschenden Preiserhöhung.

Dazu kommt die Energiewende, inklusive Mobilitätswende. Wir als Landbevölkerung sind da, wie so oft, in vielen Bereichen benachteiligt: Ein öffentlicher Nahverkehr ist so gut wie nicht vorhanden und wurde in den letzten 2, 3 Jahrzehnten auch noch recht effektiv vom Gesetzgeber, Betreibern und Kommunen reduziert. Für zu Fuß ist es einfach oft zu weit, fürs Fahrrad regnet es zu oft. Gut, hatten wir früher auch mal ausgehalten, täglich 20km mit dem Fahrrad in die Schule oder Arbeit. Könnte man auch als Ausrede interpretieren. Ein Elektromobil hat für viele eine zu geringe Reichweite und ist noch dazu viel zu teuer in Sachen Anschaffung und Reparatur.
Hilft die Energiewende wirklich, in Sachen Klimawandel? Da muss und sollte man der Wissenschaft glauben. Gegensteuern ist erforderlich. Viele Leute, mit denen man tagtäglich spricht, sagen dann: „Warum müssen immer wir voranrennen? Sollten nicht mal erst die Chinesen anfangen, keine neuen Kohlekraftwerke mehr zu bauen?“ Ja mei, das gute alte Sankt-Florians-Prinzip: verschon mein Haus, zünd ’s andere an. Das hilft aber halt auch weder dem Klima noch sonst irgendwem.
Hoffentlich sind bei den handelnden Politik-Kasperln / -Marionetten welche dabei, die von den Dingen, die sie aktuell mitentscheiden, auch richtig Ahnung haben. Sonst wird’s überhaupt schwierig.
Hoffen wir, dass es wieder bergauf geht.