Es geht unübersehbar los.
Die Autos bekommen immer mehr Systeme, die dabei helfen sollen, Unfälle zu vermeiden. Die Entwickler haben die Herausforderung angenommen und alle sind auf dem Weg zum selbstständig fahrenden Auto, das automatisch seine Geschwindigkeit an die anderen Verkehrsteilnehmer anpassen kann, von selbst bremst, lenkt und natürlich auch einparkt. Teilweise werden die System von den Gesetzgebern zwingend vorgeschrieben, damit ein neues Fahrzeug überhaupt zugelassen werden darf.
Damit sind auch Herausforderungen verbunden: die Technik muss erst einmal erlernt und bedient werden können, damit das gesamte Potential auch genutzt werden kann und die Sicherheit auch tatsächlich verbessert wird. Vor ca. 30 Jahren gabs so etwas schon einmal: als das Antiblockiersystem eingeführt wurde, gab es plötzlich eine neue Ausrede bei Unfällen: „das ABS hat versagt…“ musste herhalten, wenn es Schäden aufgrund von Unaufmerksamkeit oder zu geringem Abstand gab. Jetzt müsste also die Bedienung aller vorgeschriebenen Sicherheitsassistenten gleich in der Fahrschule erlernt werden. Was ist aber mit dem Fahrermaterial, das jetzt rumfährt und nicht darauf geschult ist? Und warum macht man es dann nicht gleich so, dass bei allen Fahrzeugen die Sicherheitssysteme gleich bedienbar sind? Das wär mal eine Aufgabe für eine Verordnung!

Die Begegnung mit analog fahrenden, also älteren Autos auf den Strassen muss auch beherrscht werden. Sehr großen Respekt vor den Programmieren habe ich, die sind davon überzeugt, irgendwann alle Situationen beherrschen zu können. Oder die künstliche Intelligenz wird das lernen. In welchem Zeitrahmen wird das passieren? Wenn das so schnell geht, wie manche glauben – dann erledigt sich das Thema mit dem Antriebswandel ohnehin. Eine „Vollautomatik“ wird man nicht nachrüsten können, damit kommen die alten Fahrzeuge irgendwann alle weg. Wieder der Zeitrahmen. Wann? Und wieder: wie wird mit anderen Verkehrsteilnehmern umgegangen, also Motorradfahrern, Baustellenfahrzeugen oder landwirtschaftlichen Maschinen? Müssen die auch automatisiert werden? Kann das funktionieren?
Oder ist absolute Sicherheit eine Illusion? „Totale Sicherheit hat die totale Unfreiheit zum Ergebnis“, so ein Zitat von Friedrich von Borries in Weltentwerfen. Also kann dann keiner mehr fahren, wie er will. Dann wärs für mich vorbei, glaub ich.
Was passiert aktuell in Sachen Sicherheit? Leider in vielen Bereichen genau das, was viele befürchten: durch die kostenoptimierten Konstruktionen der Fahrzeuge entstehen Defekte, die es in der Häufigkeit bisher nicht gegeben hat. Ein Beispiel an den Fahrwerkskomponenten: es gab bei unseren Fahrzeugen jahrzehntelang nur absolut minimale Schadensquoten bei den Fahrwerksfedern der Autos. Seit ein paar Jahren müssen wir aber mit ansehen, wie diese Teile – immer an der gleichen Stelle – an einer wegen Korrosion abplatzenden Stelle rosten und brechen. Meist ist das unproblematisch, weil nur der unterste halbe Ring bricht, der im Federteller aufliegt – aber es kann ja auch mal anders kommen. Bei einem deutschen Premiumfabrikat hatten wir jetzt schon zweimal dadurch aufgeschlitzte Reifen. Nicht lustig, wenn das bei hoher Geschwindigkeit passieren sollte. Wäre es nicht erforderlich, hier in Sicherheit zu investieren? Vielleicht ist bei älteren Autos eine jährliche Sicherheitsprüfung doch nicht nur Geldschneiderei, wer weiss, was da noch an angelegten Defekten kommt.

Jetzt kommts: werden die Fahr-Assistenzsysteme erkennen, was im Falle eines Defektes da jetzt gerade los ist? Wird dann das Auto sofort abgestellt, auch wenn es gerade an einer gefährlichen Stelle steht oder die Zeit (Nacht, kalt, einsam, sonstwas) es wünschenswert oder erfoderlich macht, sich mit dem waidwunden Fahrzeug zur nächsten sicheren Stelle zu schleppen? Die Herausforderungen werden immer interessanter, wenn man da drüber nachdenkt. Große Veränderungen werden kommen und sind notwendig, ob man will oder nicht.
