Autohändler(innen). Alles Verbrecher? Oder ist das normaler Service?

Es ist wirklich unglaublich. Die alten Klischees stimmen, immer noch! Autohändler wollen nur schnell Geld verdienen und dafür wenig tun. Ich habe nicht geglaubt, dass es das noch gibt, heutzutage.

Aber der Reihe nach:

Eine liebe Kundin hatte leider einen Unfall mit ihrem geliebten Auris D-CAT, Totalschaden, die Versicherung zahlt nur den (natürlich viel zu niedrigen) Restwert.

Nun gibts so ein Auto nicht in einer Angebots-Menge wie einen popeligen Golf oder 3er BMW. Und das Auto soll natürlich auch passen, in Sachen Preis-Leistung, so sind die Kunden das zu recht bei uns gewohnt.

Also ab in die Online-Welt und so ein Auto gesucht. Gar nicht einfach. Alles, was einigermassen in unserer Nähe und preislich interessant ist, war grad reserviert oder bereits verkauft. Am zweiten Tag der Suche taucht plötzlich ein Angebot im Online-Wirrwar auf: junges Baujahr, scheckheftgepflegt und unfallfrei, von einem Händler – in Magdeburg. Grmbf. 500km. Egal. Email geschrieben, Antwort kommt prompt: Mit dem Auto ist alles in Ordnung.

Rücksprache mit der Kundin, telefonischer Kontakt mit der Verkäuferin, Brief faxen lassen, elektronische Fahrzeughistorie gecheckt: sollte wirklich alles passen, jeder Service wurde pünktlich durchgeführt, kein Unfall nachvollziehbar.

Los gehts. Einen Mietwagen bei Sixt geholt und ab nach Magdeburg. Dort angekommen, ist an der Adresse keine Spur von einem Autohändler zu sehen. Nach kompletter Umrundung des Häuserblocks mal nach unten gesehen: ach ja, ein paar Meter unter dem Strassenniveau ist da ein Platz mit Container(oder so ähnlich)-Büro, auf dem dicht an dicht ca. 30 Autos stehen. Und ganz vorne dran der Auris.

Erste Runde ums Auto: da sind ja Winterreifen drauf! Und hinten an der Stoßstange gibts doch einen Schaden. Und einen Windschutzscheibensteinschlag. Gut, mal zum Container schauen.

Die Wende war hier wohl erst vor Kurzem? Die engagierte, mitteljunge Dame reagiert auf meine Bemerkungen und Reklamationen immer auf die gleiche Art: Die Reparatur der Stoßstange könnte man hier ja für ein paar Euro machen.  – Ja, warum wurde es denn dann nicht gemacht?? – Ach, sie sind ja vom Fach, lassen sie das mal selber machen. – Die Winterreifen waren schon drauf. Sie sagt, sie bekommt die Autos auch so. Der fehlende Schlüssel war dann schon im Rahmen der Erwartungen normal. Warum sagt die mir das nicht vorher? Scheissdreck, ich fahr jetzt nach Hause und lass das Auto stehen.

IMG_1344Sicherheitshalber Rücksprache mit meiner Kundin gehalten: erstens haben wir keine Zeit, um wochenlang weiterzusuchen, und zweitens ist der Preis wirklich gut. Und sie will ohnehin schöne, große, schwarzpolierte Sommer-Aluräder. Also nehm ich das Auto mit nach Hause. Meinen Leihwagen muss ich in der Stadtmitte abgeben. Meine Frage nach einer Fahrmöglichkeit von dort hin empfiehlt mir die nette Autohändler-Dame ein Taxi. O Mann. Na danke sehr. Warum holen wir sogar unsere Export-Aufkäufer aus Bogen vom Bahnhof kostenlos ab, auch wenn die Autos für wenige hundert Euros kaufen – bin ich eigentlich blöd? Egal. Ich lass die roten Schilder mit der Bitte um Montage dort bei der Händlerin und gebe meinen Leihwagen ab, komme mit einem Taxi – und übrigens einer sehr netten Taxifahrerin – wieder zurück.

Die Schilder sind montiert, ich bedanke mich dafür. Kein Grund zur Euphorie: Die Bordmappe mit Serviceheft hat meine Verkäuferin „selber in der Hand“ gehabt, leider ist sie jetzt  nicht mehr zu finden. Der Vertrag trägt den Stempel mit einem anderen Firmennamen, sie würde auch für die andere Firma arbeiten – und sie ist für mich „zuständig“. Soso. Langsam ist mir alles egal.

Auf meine Frage vor der Abfahrt, ob denn wenigstens der Luftdruck kontrolliert worden ist, werd ich an die höchstens 2 km entfernte Tankstelle verwiesen. Nix wie weg hier.

DSCF5462Nach gut 1000km Tagesfahrleistung – der Auris läuft, wie von einem Toyota zu erwarten, ganz hervorragend – das Auto nochmal durchgecheckt: es passt wirklich fast alles, bis auf die beschriebenen kleinen Mängel. Der letzte Service ist keine 5000km zurückliegend, einen neuen Schlüssel bestellen wir, ebenso eine Bordmappe. Der kleine Schaden an der Stoßstange bleibt erstmal unrepariert und stört nicht weiter.

Und dennoch bleibt einfach ein blödes Gefühl. Wenn die Händlerin vielleicht 200€ investiert hätte, dann hätte ich ein Top-Auto in Top-Zustand  übernehmen können und wäre richtig begeistert gewesen. Wenn sie sich dann noch die halbe Stunde für die Fahrt in die Stadt genommen hätte, würde ich nicht jetzt noch recherchieren, wer den Schlüssel und die Bordmappe wirklich verschlampt hat. Wenn ich beweisen kann, dass sie es war, wird sie mir die Sachen zahlen müssen. Selber schuld.

Schon interessant, wenn man mal wieder auf der Kunden-Seite steht und merkt, wie wichtig es ist, aufmerksam zu sein und zu fragen, was der Kunde denn eigentlich erwartet und haben will.

Aber so bleibt leider das Gefühl, bei einer Autohändlerin irgendwie den schlechteren Teil eines Geschäfts gemacht zu haben.

Veröffentlicht von Michael Ströher

Auto- und Motorradldamisch seit kurz nach der Geburt. Toyota - Profi und Fan von allem, was auf Rädern Spaß macht. Hybrid - Junkie - mit eigener Meinung.

2 Kommentare zu „Autohändler(innen). Alles Verbrecher? Oder ist das normaler Service?

  1. Super Erlebnisbericht, Michael. Wenngleich der Grund nicht wirklich erhebend ist zeigt es doch, wie groß das Gefälle zwischen Quailtät und Qualität ist.

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