Was ist denn das für eine Hetzjagd derzeit auf VW? Die VW-Leute sind ja naturgemäss nicht meine besten Freunde, ich find auch die Autos alle zusammen ziemlich fad. Und in Sachen Umweltschonung von Beginn der Produktion inklusive Rohstoffherstellung bis zur Fahrt eines jeden Kilometers auf der Strasse gibts meiner Meinung nach nichts sinnvolleres als ein Toyota Vollhybridauto. Aber dennoch: den Ansturm unserer westlichen „Lügenpresse“ hat der VW Konzern nicht verdient.
Die haben einen Fehler gemacht, klar. Mit falschen Schadstoffwerten trickst man nicht. Man versucht auch gefälligst nicht, durch technische Tricks gesetzliche Vorschriften zu umgehen. Basta. Da kommen sogar die US-Amerikaner drauf, die ansonsten nicht grad die Umweltengel sind.
Nochmal zum Betrug: Das soll auch bestraft werden – aber müssen da gleich Milliardenwerte vernichtet werden, zumindest als Börsenwerte? Ist jetzt laut unserer Presse die Abgastrickserei die wichtigste Sache der Welt? Griechenland ist gar kein Problem mehr? Hätte man dort die Milliarden nicht sinnvoller versenkt als an der Börse, wenn die Kohle schon verbrannt werden muss?
Was genau ist denn jetzt passiert? ist irgendjemand dadurch zu Schaden gekommen, bewiesenermassen? Jaja, die höheren Emissionen … aber wie relevant sind die wirklich im Vergleich zu einer ordentlichen Grillfeier mit Holzkohlebriketts und Grillanzünder? Das soll jetzt die Angelegenheit nicht „kleinreden“, aber es gibt schon wesentlich größere Umweltverschmutzer, die bei weitem nicht so an den Pranger gestellt werden.
Ein kleines bisschen „genchi genbutsu“, zur Quelle gehen: wer hat denn von dieser Geschichte einen Vorteil? Schaut irgendjemand an der Börse, wer die VW-Aktien, die ja jetzt ganz kurzfristig wesentlich billiger zu haben sind, derzeit kauft? Oder wer hinter den Käufern steht? Oder wer durch Optionshandel in den Wochen zuvor sich jetzt eine goldene Nase „verdient“?
Was ich nicht glaube: dass der VW Konzern durch einen Mitbewerber angeschwärzt wurde. Die wissen doch alle voneinander, mit welchen Kniffen der Mitbewerber sein neues Auto ausgerüstet hat. Auf jeden Fall spätestens ein paar Tage nach Marktstart: ich habs selbst mal mitbekommen, wie von BMW ein nigelnagelneuer Lexus zerlegt wurde, um an die „Geheimnisse“ zu kommen. Also wird da nicht eine Krähe der anderen … und überhaupt versucht die Presse ohnehin schon, auch anderen Fahrzeugherstellern einen „Betrug“ nachzuweisen.
So sehe ich das: In Europa muss ein Auto, damit es die Zulassungskriterien erfüllt, bei einem exakt beschriebenen Testablauf auf einem Rollenprüfstand bestimmte Emissionswerte erfüllen. Genau das wird geprüft- und nicht, was das Auto im Strassenverkehr ausstösst. Und genau dafür optimieren die Hersteller die Steuerungssoftware – wenn das Auto aus dem „Fenster“ des Prüfzyklus fährt, wird es nicht mehr mit dem „Prüfstands“, sondern mit dem „Alltagsprogramm“ betrieben. Die Auswirkungen sieht man ohnehin überall: die Differenz zwischen EU-konform ermitteltem Verbrauchswert und tatsächlichem Verbrauch (siehe z.B. Spritmonitor.de) steigt von Jahr zu Jahr und bei jedem neuen Modell, weil die Hersteller die Programmierung immer extremer auslegen. Damit begeht keiner einen Betrug! Der entsprechende Hersteller erfüllt die Zulassungskriterien. Nicht mehr, nicht weniger. Allerdings gibt es auch in Europa in der EU-VO 715/2007 über die Typgenehmigung von Kraftfahrzeugen die Forderung: „Die Verwendung von Abschalteinrichtungen, die die Wirkung von Emissionskontrollsystemen verringern, ist unzulässig.“ Wenn das der Fall in Europa sein sollte, dann könnten die mit dieser Software ausgerüsteten Autos ihre ABE verlieren. Das wird sich zeigen – und in dem Fall wird der Skandal natürlich noch viel größer.
Jetzt ist die Politik gefragt, neue, bessere, sinnvollere Regelungen und Vorschriften zu finden! Die haben aber keine Ahnung und sind ganz offensichtlich nicht fähig, sich vorzustellen, was ein Unternehmen macht, um einen möglichst hohen Ertrag zu generieren. Es sollten in der Politik doch auch ausser Ex-Beamten Leute zu finden sein, die mit ein bisserl gesundem Menschenverstand an die Ausarbeitung von Vorschriften herangehen. Einfach und praxisnah.
respekt michael – gute sichtweise!!!